Moderne Wolkenkratzer anschauen? Laaaangweilig. In Shanghai zieht es mich immer zu den historischen Orten. Duolun Lu im Stadtteil Hongkou hatte ich schon fast vergessen, bis ich auf meiner Festplatte knapp drei Jahre alte Fotos der beschaulichen Fußgängerzone fand. Grund genug dem Ort mal wieder einen Besuch abzustatten.
Eingangstor zur Duolun Lu
Shanghais historisches Literaturzentrum
Die 1911 als Darroch Road angelegte Straße war in den 20er und 30er Jahren vor allem als Wohnsitz berühmter Schriftsteller beliebt und galt als Shanghais Literaturzentrum.
Berühmte Bewohner
Viele berühmte Künstler wohnten in den 20er und 30er Jahren in der Duolun Lu. Unter ihnen waren vor allem linke Schriftsteller wie Lu Xun, Guo Moruo, Mao Dun, Ye Shentao und Ding Ling. Aber auch der Drehbuchautor Xia Yan, Dichter Feng Xuefeng, Kalligrafiekünstler Shen Yinmo, Kommunist Qu Qiubai und der Japaner Uchiyama Kanzo wohnten hier. Letzerer zog nach Shanghai und eröffnete in Hongkou einen Buchladen. Bald mauserte er sich zum exklusiven Verleger von Lu Xuns Werken und setzte sich bis zu seinem Tod 1959 (vergeblich) dafür ein, die Beziehungen zwischen China und Japan zu verbessern.
Duolun Lu im Wandel der Zeit
Während des zweiten sino-japanischen Krieges benannten die Japaner Darroch Road in Duolun Lu um, wie sie bis heute heißt. Später zogen ärmere Leute in die Gegend, bis die Straße in den 90ern restauriert wurde. Heute ist Duolun Lu eine verschlafene Fußgängerzone mit kleinen Cafés, Gallerien, Kalligrafie- und Antiquitätengeschäften.
Architektur
In der Duolun Lu stehen alte Villen, traditionelle Shikumen-Häuser und europäische Bauten. Die in den 20ern erbaute Kirche Hongde Tang (bzw. Fitch Memorial Church) ist in Shanghai übrigens die einzige christliche Kirche, die im chinesischen Stil errichtet wurde.
Fazit
Wer sich für chinesische Literaturgeschichte interessiert oder in Antiquitätengeschäften stöbern möchte, ist in der Duolun Lu mit den alten Gebäuden, Infotafeln und Statuen der Schriftsteller an der richtigen Adresse. Für alle anderen könnte der Ort allerdings etwas dürftig sein.
Duolun Lu ist kein Must-See, aber wer sich mal eine halbe Stunde lang beschäftigen und dem Trubel der Stadt entfliehen möchte, kann einen Spaziergang durch die ruhige Fußgängerzone machen. Weil es ein bisschen mager ist, nur deshalb hierher zu fahren, empfiehlt es sich, anschließend noch durch das angrenzende alte Wohnviertel zu spazieren (demnächst mehr) und den nahe gelegenen Lu-Xun-Park mit Lu Xuns Grab zu besuchen.
Anfahrt
Mit Metro-Linie 8 oder 3 bis »Hongkou Football Stadium«, Ausgang 1, gefolgt von einem ca. 10-minütigen Fußmarsch vorbei am Lu-Xun-Park bis zum Ende der North Sichuan Road.
Tipp: Biegt auch mal in die nette Donghengbang Lu ab.
Hmm, ist da nicht auch das Jüdische Museum? Auf jeden Fall vorgemerkt. Ich komme übrigens wahrscheinlich am 19.12 in Shanghai an. Bis dahin mache ich mir aus Deinen Beiträgen eine Liste meiner Must See’s. Ein Tag Shanghai abseits der Touristenpfade. Vielleicht hast Du ja noch ein paar Tipps für mich.
Wenn ich Deine Berichte sehe, werde ich schon ganz kribbelig. Danke! LG Ulrike
Stimmt, das jüdische Museum ist nicht zu weit weg, aber trotzdem noch eine Ecke (Metro-Station Dalian Lu). Die Gegend bei diesem Museum ist auch sehenswert, falls du die noch nicht kennst. Ich habe hier schon mal drüber geschrieben: https://littlebigasia.wordpress.com/2014/03/31/shanghai-fern-von-wo-2/
Na, dann schau ich mal, ob ich dich den Herbst über noch mit ein paar Tipps versorgen kann 😉