Wenn in China das Mondfest naht, hat zufällig auch eine merkwürdig aussehende Frucht ihre Saison. Dann stolpert man in Shanghai immer wieder über Verkäufer, die ihre Ware körbe- oder tütenweise auf der Straße verkaufen: Wassernüsse.
Essbare Teufelchen
Mit ihren gebogenen Spitzen sehen die Samen der Wasserpflanze wie Stierköpfe oder kleine Teufel aus, was ihnen auch den englischen Namen „devil’s pod“ eingebracht hat. Das Fruchtfleisch des Samens kann roh oder gekocht gegessen werden. Meine Schwiegereltern ernteten sie früher frisch aus dem See, essen die Wassernüsse heute meistens nur noch gekocht.
Auch Pao-Pao ist von den Wassernüssen fasziniert
Schwer zu essen
Durch die dicke, harte Schale ist es gar nicht so einfach an das Fruchtfleisch heranzukommen. Meine Schwiegereltern beißen sie lässig mit den Backenzähnen entzwei, aber auch mit einem Messer lässt sich die Wassernuss in mehrere Stücke teilen. Um richtig an das Fleisch heranzukommen, beißt man dann auf die Schale und drückt so das Fleisch heraus. Ziemlich lästig also. Deshalb esse ich die Wassernüsse nur selten, auch wenn sie mir schmecken. Der Geschmack erinnert ein bisschen an Maroni, allerdings ist die Konsistenz des gekochten Fruchtfleisches mehliger und wesentlich zurückhaltender im Geschmack. Wenn die Wassernüsse noch roh sind, lässt sich die Schale meistens relativ einfach mit den Fingern aufbrechen.
gekochte Wassernuss
In Europa selten
In Deutschland gibt es die Wasserpflanze übrigens auch. Sie ist heutzutage aber weitgehend unbekannt. Vom Aussterben bedroht ist sie seit einigen Jahren außerdem und steht deshalb seit 1987 unter Naturschutz.
In China hat man dieses Problem (noch?) nicht. Meine Schwiegereltern meinen, dass es heute nicht mehr so viele Wassernüsse gibt wie früher – was sie auf den Rückgang von Seen schieben. Die Umweltverschmutzung wird aber nicht ganz unschuldig daran sein. Immerhin war dies auch ein Grund für das Verschwinden der Pflanze in Europa.
In Wasserdörfern wie Jinxi kann man manchmal ganze Teppiche der Wassernuss-Schwimmblätter sehen. Hier pflanzen die Bewohner wohl gezielt die Frucht, die manchmal fälschlicherweise auch als Wasserkastanie bezeichnet wird, zum Eigenverzehr und zum Verkauf.
Massenhaft Wassernüsse in Jinxi
Ich versteh‘ nur … Chinesisch
Den (chinesischen und deutschen) Namen der Wassernüsse herauszufinden war übrigens gar nicht so einfach. Herr M. und seine Schwiegereltern bestanden darauf, dass die Samen „linggan“ heißen, auch wenn sie sich nicht sicher waren, wie man den Begriff auf Chinesisch schreibt. Mit diesem Hinweis war ich im Internet allerdings auf dem Holzweg.
Nach langem Hin- und Herprobieren erinnerte sich Herr M. endlich daran, mit welchen chinesischen Zeichen man den Namen schreibt. Und siehe da: die Wassernüsse heißen 菱角 (língjiao). Und was ist mit „linggan“? So nennt man die Frucht im Nanjing-Dialekt.
Wassernüsse gibt’s in verschiedenen Farben und Formen
Fun Fact: Die japanische Firma Mitsubishi schreibt sich auf Japanisch 三菱 (mitsu + hishi), was wörtlich „drei Rauten“ bedeutet. Erkennt ihr das zweite Zeichen wieder? Genau, das ist unser Zeichen für Wassernuss. Und das kommt nicht von ungefähr: Die drei Rauten aus dem Mitsubishi-Logo sind in der Form den Blättern der Wassernusspflanze nachempfunden.
Habt ihr schon mal Wassernüsse gegessen?
Letztes Update: 29. Januar 2018
Hoffentlich hast Du noch alle Zähne… Oder hast Du Dich für die Hammermethode entschieden, um die lustigen Dinger aus der Schale zu bekommen??? 😉
LG Susanne
Hammermethode klingt gut. Aber wahrscheinlich würde es eine ziemliche Sauerei werden. Dann benutze ich für die zweimal im Jahr doch lieber die Zähne 😉
Bist Du gerde online? Das ist lustig… Wie spät ist es bei Euch? In Deutschland ist es 10.17 Uhr.
Dann ist es bei uns 16:17 🙂
Die sind mir noch nie untergekommen. Schauen interessant aus, aber nachdem ich Maroni auch nicht mag….. Die Pao-Paosche Nase mit Wassernuss ist aber ein großartiger Schnappschuss 🙂
Pao-Pao ließ sich nicht vermeiden. Die ersten Bilder aus dieser Reihe (noch ohne ihn) sahen aber eh langweilig aus 😉
Schau doch mal auf meine Seite http://peter-preus.de/de-cn/index.html unter „Wassernuss“. Ich hatte mit den Namen auch ein bisschen Schwierigkeiten. Die auf meinem Foto abgebildeten Wassernüsse haben wir übrigens mangels weiterer Informationen dann doch nicht gegessen.
Super Liste, die musst du unbedingt weiter aktualisieren! So was habe ich auch mal angefangen, aber schnell wieder aufgehört, weil es teilweise zu schwer war, an brauchbare Informationen zu kommen. Meine Familie schleppt manchmal total unbekanntes Gemüse an, weiß dann aber nur den Namen im Nanjing-Dialekt und nicht, wie man es schreibt usw. … Deine Liste kommt sofort in meine Favoriten!
Die eigentliche „Wasserkastanie“ ist dann auf Chinesisch bíqí (荸荠). Die liebe ich!
Und warum habt ihr die Wassernüsse damals nicht gegessen? Die blöde Schale nicht aufbekommen 😉 ?
Danke für dein Lob, das gibt einen neuen Motivationsschub.
Heute wüsste man nach 15 Minuten Google wahrscheinlich umfassend Bescheid, aber 2006 waren wir noch ohne Internetzugang unterwegs. Daher haben wir es erst gar nicht probiert, nicht mal gewusst, ob es Obst oder Gemüse ist, und uns nur an der abenteuerlichen Form erfreut.
Google hilft aber auch nur, wenn man weiß, wie man suchen muss. In dem Fall war es wirklich schwer.
Mein erster Kontakt mit der Wassernuss war übrigens ähnlich. Jemand hat mir damals eine von einer China-Reise mitgebracht und gemeint, das könne man essen. Weil es so schön war, habe ich mich lieber jahrelang an der Form erfreut 😉
Tolle Liste!
Ich bin schon sehr gespannt auf die Marktangebote in B.
Mein Mann nennt die Wassernuss auf Deutsch gerne „Dämonenkopf“.
Ich finde das Essen auch etwas lästig und esse sie deswegen auch nicht so gern. Angeblich solle man diese Nüsse am Besten nicht mehr roh verzehren, weil da viele Bakterien dran sein sollen vom Wasser (oder so ähnlich).
Dämonenkopf ist auch ein schöner Name 😀