Chinesische Waschmaschinen – 13 Survival-Tipps und chinesisches Vokabular

Chinesische Waschmaschinen

Waschmaschinen in China – vor noch gar nicht allzu langer Zeit offensichtlich ein Fremdwort hier. Meine Erfahrungen mit chinesischen Waschmaschinen und 13 Survival-Tipps inklusive kleiner Einführung in chinesisches Waschmaschinenvokabular.

Waschmaschinen sind in China zwar längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, doch gerade die Älteren waschen Kleidung lieber täglich von Hand. „Geht einfacher und schneller“, wie auch meine Schwiegermutter meint. Auch in unserem Compound kauern Frauen nicht selten mit einem Eimer Wasser, einem Waschbrett und einem Haufen Kleidung neben dem nächsten Gully und schrubben sich einen Ast.

Wer sich eine Waschmaschine kaufen möchte, greift meistens zu einem Toplader. Die sind kleiner und billiger – und rächen sich oft mit übler Qualität. Man bekommt sie schon für rund 20 Euro hinterhergeschmissen. Kein Wunder, dass in vielen möblierten Wohnungen so ein Ding steht.

6+ Jahre China und fünf Waschmaschinen (洗衣机, xǐyījī – waschen + Kleidung + Maschine)

In unserer ersten Wohnung in Shanghai stand ich zum ersten Mal im Leben vor einem Toplader – also diese Maschinen, die man oben öffnet. Wo soll das Waschmittel hin? Wo der Weichspüler? Einfach obendrauf? Antwort: Ja. Wie, die kann nicht warm? Antwort: Ja, die kann nicht warm. Ist in China normal, gerade bei Topladern.

Unsere zweite Waschmaschine war ein uraltes Samsung-Gerät, sogar ein Frontlader, das Gehäuse durch den vorausgegangen Raucherhaushalt unschön vergilbt. Ich hatte keine großen Erwartungen in das Ding, das sich später als das beste Gerät überhaupt herausstellte. Die gängigen Programme wie Fein- und Wollwäsche beherrschte die Maschine ebenso wie Temperaturregelungen. Und wenn das Wohnzimmer nach dem Waschen mal unter Wasser stand, lag es nicht an der Waschmaschine selbst, sondern daran, dass der Abwasserschlauch aus der Wand gerutscht war. Der alte Lappen, der den Schlauch eigentlich in dem primitiven Loch festhalten sollte, verrutschte nämlich ganz gerne mal. Zu unserem Auszug machte es um die Waschmaschine herum praktisch pausenlos lustige Schmatzgeräusche, wenn man übers aufgequollene Parkett ging. In China kein Drama, übrigens.

In der nächsten Wohnung leistete uns dann wieder ein uralter, total verrosteter Toplader seine Dienste, der dazu so zwischen Klo und Waschbecken gepfercht war, dass wir uns beim Klogang nur schräg auf die Schüssel setzen konnten. (Kommentar Vermieter: „Dann stellt sie halt ins Wohnzimmer, neben den Fernseher.“) Nach wenigen Monaten gab die Maschine zum Glück den Geist auf, doch der Vermieter spendierte uns lediglich einen weiteren schäbigen Toplader, den er gebraucht auf der Straße erstanden hatte (siehe Titelbild). Als die Maschine wenig später ebenfalls ins Waschmaschinenparadies einging, wollte uns der Vermieter kein neues Gerät stellen. „Ihr macht ja alles kaputt!“ Klar. (Zur Erinnerung: Seine Wohnung war die mit dem Gas-Leck.)

Weil wir nicht viel Geld in ein Gerät investieren wollten, das uns beim nächsten Umzug evtl. ein Klotz am Bein sein würde, kauften wir ein billiges Modell von Haier, eine chinesische Marke, die viel Geld in die Werbung pumpt, dafür an ihren Produkten spart. Immerhin kann all das Plastik im Badezimmer nicht rosten. Die Maschine kann sogar warm. Alles bestens also? Manchmal. An manchen Tagen geht die Tür stundenlang nicht auf, das Waschen produziert mehr und mehr Fehlermeldungen und manchmal kann ich das Rad für die Einstellungen ohne jegliche Reaktion drehen. Einen Stromschlag habe ich auch schon bekommen.

Kleines Cheatsheet: Was steht auf chinesischen Waschmaschinen?

Alle unsere Waschmaschinen hatten übrigens eines gemein. Sämtliche Anzeigen sind nur auf Chinesisch abgedruckt. Das sieht dann z.B. so aus:

Chinesische Waschmaschine, Bedienung

Bei diesem simplen Toplader kann man aus folgenden Programmen wählen:

程序选择 (chéngxù xuǎnzé) – Auswahl des Vorgangs
标准 (biāozhǔn) – Standard
记忆 (jìyì) – Memory
搅拌 (jiǎobàn) – mischen
牛仔裤 (niúzǎi) – Jeans
浸泡 (jìnpào) – einweichen
童衣 (tóngyī) – Kinderbekleidung

Durch Drücken der großen Taste mit dem T-Shirt lässt sich der gewünschte Vorgang wählen (also in 99% aller Fälle das Standardprogramm, weil, mal ehrlich …). Mit den rechten Tasten lässt sich das Gerät einschalten bzw. der Vorgang an- und ausstellen:

电源 (diànyuán) – Stromquelle (an/aus)
启动 / 暂停 qǐdòng/zàntíng (Start/Stopp)

Ein besseres Gerät wie unser Frontlader von Haier könnte so oder so ähnlich aussehen:

Chinesische Waschmaschine, Bedienung

Links stehen die Programme für Chemiefasern (化纤, huàxiān), rechts die für Baumwolle/Hanf (棉麻, mián má), nämlich:

快洗 (kuàixǐ) – Schnellwaschgang
标准 (biāozhǔn) – Standard
冷水 (lěngshuǐ) – kaltes Wasser
羊毛 (yángmáo) – Wolle
单脱 (dāntuō) – Abpumpen
预洗 (yùxǐ) – Vorwäsche
高度杀菌 (gāodùshājūn) – hochgradige Entkeimung
节能 (jiénéng) – Sparprogramm
电源 (diànyuán) – Stromquelle (an/aus)

Weitere Begriffe, die auf Waschmaschinen zu finden sind:

速度 (sùdù) – Geschwindigkeit (Umdrehungen der Trommel)
强力去污 qiánglìqùwū (bei starker Verschmutzung)

13 Survival-Tipps für chinesische Waschmaschinen

  1. Chinesische Waschmaschinen, vor allem Toplader, waschen oft nur mit kaltem Wasser. Findige Expats schütten mitten im Waschgang ein paar Eimer heißes Wasser aus der Dusche zu. Es gibt aber auch Waschpulver, das speziell für kalte Wäsche entwickelt wurde.

  2. Frontlader, wie wir sie aus Deutschland gewohnt sind, gibt es auch. Die können meistens auch warm, sind aber um ein gutes Stück teurer. Deshalb sind sie in primitiver möblierten Wohnungen nur selten zu finden.

  3. Chinesische Markenprodukte sind oft ein gutes Stück billiger als ausländische Marken. Das schlägt sich allerdings in der Qualität nieder.

  4. Viele Wohnungen haben den Anschluss für Waschmaschinen auf dem Balkon, sprich in einer Nische im Wohnzimmer.

  5. Bei Topladern wird Waschmittel und Weichspüler direkt auf die Wäsche geschüttet. Warum das auf einmal in Ordnung ist, nachdem man das in Deutschland nie, nie, niemals! tun durfte, ist mir schleierhaft.

  6. Armaturen von chinesischen Waschmaschinen sind oft nur auf Chinesisch beschriftet. Mein kleines »Cheatsheet« (unten) soll helfen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

  7. Wasser aus rostigen Leitungen verfärbt die Wäsche schnell. Besser auf weiße Kleidung ganz verzichten oder damit leben, dass blütenweiße Kleidungsstücke vielleicht bald nur noch in „Eierschale“ getragen werden können. (Extreme, einzelne Rostflecken können mit einer Mischung aus weißem Essig/Essigessenz und Salz ausgewaschen werden – wenn man Glück hat.)

  8. Achtung, bei Benutzung könnte das Gehäuse unter Strom stehen!

  9. Wer keinen Anschluss für das Abwasser hat, hängt den Schlauch oft einfach aus dem Fenster. Meinen Nachbarn ist es egal, wenn vor der Treppe am Hauseingang eine tiefe, schäumende Pfütze wächst.

  10. Wer eine Waschmaschine im Bad an eine Wasserzufuhr anschließen kann, aber keinen Abfluss hat, hängt den Schlauch in die Badewanne bzw. lässt das Wasser einfach über den Badezimmerboden laufen, bis das Wasser von selbst das Abflussloch der Dusche gefunden hat. Darauf achten, dass der Abfluss nicht verstopft, sonst steht nachher das ganze Bad und das halbe Wohnzimmer unter Wasser.

  11. Eine neue Waschmaschine nicht selbst anschließen, sonst verliert man eventuell Garantieansprüche. Und die sind wichtig, denn bevor man eine nagelneue Waschmaschine richtig in Betrieb nehmen kann, müssen oft erst einige Teile ausgewechselt werden.

  12. Hänge nicht zu sehr an deiner Kleidung. Sie wird hier schneller kaputt gehen als in Deutschland. Das liegt an der oft relativ groben Handhabe der Maschinen, dem Waschmittel und der Wasserqualität.

  13. Lässt sich bei einem Frontlader die Tür nicht mehr öffnen, liegt’s eventuell an einem verstopften Abfluss. Irgendwo unten an der Vorderseite müsste ein kleines Türchen sein, hinter dem sich ein Deckel zum Aufschrauben verbirgt. Einfach mal aufschrauben (was unterlegen, da Sauerei), Wasser abfließen lassen und Dreck entfernen.

Letztes Update: 24. Januar 2018

4 Gedanken zu “Chinesische Waschmaschinen – 13 Survival-Tipps und chinesisches Vokabular

  1. Dann habt ihr in China dieselben doofen Waschmaschinen, wie wir in Japan. Mein Mann hat mir nicht geglaubt, dass man in Deutschland tatsächlich heiß wäscht. Bis er mal in Deutschland war und es mit eigenen Augen gesehen hat. Ich träume von einer tollen deutschen Waschmaschine, aber mein Mann hat mich damit entmutigt, dass das hier wohl die Rohre kaputt machen würde?!?

    1. Könnte mir jetzt auch vorstellen, dass die Rohre dafür nicht ausgelegt sind. Aber eine gescheite Waschmaschine wäre auch mein Traum! Bei unserer jetzigen kann man ja noch nicht mal die Schleuderzahl einstellen. Die Winterpullisaison wird eine Katastrophe. Ich sehe mich schon alles von Hand waschen …

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